Lautsprecher-Bauformen
Die Bauform der Lautsprecher hat einen enormen Einfluss auf die Wiedergabecharakteristik. Essentiell für den Klanggenuss eines Audio-Systems ist daher die richtige Wahl des Lautsprecher-Gehäuses. Lesen Sie, welche Formen sich bewährt haben und was ihre jeweiligen Vor- und Nachteile sind.
Erfahren Sie, für welche Bauform wir uns letztendlich entschieden haben, damit unsere Modern Record Console die Live-haftigkeit der integrierten PA-Treiber unterstützt, mit dem Plattenspieler harmoniert und zeitgleich ihr elegantes Design und ihre handhabbaren Dimensionen beibehält.
Funktion des Lautsprecher-Gehäuses
Die Funktion eines Lautsprecher-Gehäuses ergibt sich aus der Begründung, warum man Lautsprecher-Chassis in Gehäuse einbaut: Es sind die physikalischen Gegebenheiten.
Würde man ein Lautsprecher-Chassis frei in der Luft betreiben, wie beispielsweise an Fäden im Raum aufhängen, und er sollte tiefe Frequenzen abstrahlen, so gelänge ihm das wenig befriedigend. Die Ursache dafür liegt im sogenannten akustischen Kurzschluss.
Tiefe Frequenzen haben die Eigenschaft sich kugelförmig auszubreiten. Während die Vorderseite der Membran eine Auslenkung nach vorne vollführt, um eine Luftverdichtung zu erreichen, erfolgt auf der Rückseite gleichzeitig eine Luftverdünnung. Hier kommt es zu einem Druckausgleich, da sich beide Membranhübe sozusagen gegenseitig aufheben. Der Weg aus diesem Dilemma ist der Einbau des Lautsprechers in ein geeignetes Gehäuse.
Lautsprecher und ihre gängigsten Gehäuseformen
Vorweg: Der informierte Leser wird hier nun auf sogenannte „Open Baffle“ Lautsprecher hinweisen, sprich auf Bauformen mit offener Schallwand. Diese haben auch ihre Berechtigung, benötigen jedoch viele Randbedingungen, um befriedigend zu funktionieren.
In der folgenden Übersicht gehen wir auf die gängigsten Formen von Lautsprecher-Gehäusen ein und nennen die wesentlichen Vor- und Nachteile.
Geschlossene Gehäuse
Dies ist die einfachste Bauform um ein Lautsprecher-Chassis einzubauen und vor dem akustischen Kurzschluss zu bewahren. Wie der Name es sagt, es ist eine schlicht eingeschlossene Kiste.
In der Praxis ist es natürlich nicht ganz so einfach. Das Gehäuse muss zum Chassis „passen“. Hier geht es um das geeignete „Luftpolster“, das auf die Parameter des Chassis abgestimmt sein sollte, um das Optimum herauszuholen.
Im Ergebnis ist diese Bauform mit zwei wesentlichen Vorteilen gesegnet:
- Sie produziert keine Nebengeräusche wie ventilierte (offene) Gehäuse
- Bei optimaler Abstimmung und dazu geeignetem Chassis ist ein sauberer Bass, mit zu tiefen Frequenzen hin langsam abfallender Charakteristik zu erzielen.
Ein großer Nachteil:
- Der Wirkungsgrad ist leider eher bescheiden.
Bassreflex-Gehäuse
Auch hier muss das Chassis zum Gehäuseprinzip Bassreflex passen. Man muss sich das Gehäuse wie eine geschlossene Kiste vorstellen. Diese Kiste besitzt eine auf Länge und Querschnitt genau definierte und auf das Chassis abgestimmte Öffnung.
Die Vorteile, die man damit erreicht sind sehr reizvoll:
- Deutlich mehr Wirkungsgrad als die geschlossen Box.
- Unterstützung bei der Schallabstrahlung.
Die Nachteile sollen hier aber nicht verschwiegen werden:
- Durch den Tunnel können auch Frequenzen entweichen, die es nicht sollten, sprich Frequenzen im Grund- bis Mittelton. Durch geschickte Auslegung und Konstruktion lässt sich dieses allerdings reduzieren.
- Aufgepasst werden sollte ebenfalls, wenn ein Plattenspieler als Zuspieler dient. Durch die Öffnung des Gehäuses sind bei sehr tiefen Frequenzen, wie dem Rumpeln eines Plattenspielers bei Erschütterungen, überhaupt keine Rückstellkräfte für das Chassis vorhanden. Eine mechanische Beschädigung ist hier schneller passiert, als bei einem geschlossenen Gehäuse. Also: Besonderes Augenmerk auf den Subsonicfilter bei ventilierten Gehäusen.
Transmissionline-Gehäuse
Der Hinweis mit dem Subsonicfilter gilt auch für das Prinzip der Transmissionline-Gehäuse (TML). Hier handelt es sich ebenfalls um ein ventiliertes Gehäuse, allerdings um ein sehr Spezielles.
Das komplette Gehäuse dient hier als Wellenleiter, als Tunnel sozusagen. An dessen Anfang sitzt das Lautsprecher-Chassis. Üblicherweise wird dieser Wellenleiter auf Lamba/4 abgestimmt, sprich auf eine Viertel der Wellenlänge der Abstimmfrequenz. Bei tiefen Frequenzen kommen hier schnell Längen von 2-3 Metern zustande. Der Querschnitt, den der Wellenleiter haben sollte, wird hier von der Größe der Membranfläche bestimmt, so dass ein großer Treiber auch einen großen Querschnitt bedingt.
Entscheidender Vorteil:
- Die Basswiedergabe ist von einer sauberen Tiefe geprägt, die mit anderen Gehäusen schwer zu erreichen sind.
Wesentlicher Nachteil:
- Man kann sich nun leicht vorstellen, dass dies keine kleinen Gehäuse sind.
Hornlautsprecher
Stellen sie sich Horngehäuse wie den Trichter eines Grammophons vor, dann haben Sie das zugrunde liegende Prinzip vor Augen. Am Anfang dieses Trichters sitzt das Lautsprecher-Chassis und am Ende, an der großen Öffnung, geht der Schall in den Raum über. Man spricht hier von einer Transformation, sozusagen einer Anpassung der Schallabstrahlung an die Umgebung. Hierdurch ergibt sich ein enormer Wirkungsgrad, der allerdings eine immense Baugröße bedingt.
Der unschlagbare Vorteil:
- Wirkungsgrad, Wirkungsgrad, Wirkungsgrad. Das ist die Kerngröße, wenn man an Hornlautsprecher im Bassbereich denkt.
Der Nachteil der Größe:
- Wählt man das Hornprinzip für Hochtöner oder Mitteltöner, ist die notwendige Baugröße noch handhabbar. Will man allerdings ein Horngehäuse für den (Tief-) Bassbereich entwerfen, ist es erforderlich sich mit einer beachtlichen Baugröße anzufreunden.
- Da hilft auch mehrfaches Falten des Gehäuses nicht, auch wenn dies durchaus machbar ist, um die Baugröße zu optimieren.
Lautsprecher-Gehäuse in unserer Modern Record Console
Wir haben uns dazu entschieden, ein Bassreflex-Gehäuse für die MRC zu nutzen. Was uns dazu bewegt hat?
Wir mögen die Live-haftigkeit von guten PA-Treibern mit gewisser Membranfläche. Das soll natürlich das Lautsprecher-Gehäuse bis in den Bassbereich hinein unterstützen. Was wir jedoch zu bedenken haben, ist die Bauform unserer Modern Record Console. Das Lautsprecher-Gehäuse müssen wir exakt auf den Anwendungsfall unserer Audiomöbels abstimmen.
Ein gangbarer Weg ist die Wahl eines geschlossen Gehäuses und die Nutzung eines DSP, um den frühen Bassabfall durch Leistung zu kompensieren. Wir haben uns schlussendlich jedoch dafür entschieden, die Vorteile des Bassreflexgehäuses zu nutzen. Der Lautsprecher benötigt weniger Leistung und spielt damit wesentlich leichtfüßiger, da der Membranhub durch den Reflextunnel deutlich reduziert wird.
Erleben Sie bald den Prototyp unserer Modern Record Console. Sehen Sie sich dann mit eigenen Augen den geringen Membranhub an – selbst bei basslastiger Wiedergabe!