Musiktruhen und ihre Geschichte

Um eine Musikanlage zu entwickeln, die richtig gut klingt und fantastisch aussieht, haben wir uns von den alten Musiktruhen aus den 50er und 60er Jahren inspirieren lassen. Hersteller wie Saba, Grundig und Kuba bauten wunderschöne Musiktruhen, die deutlich mehr waren als reine Unterhaltungselektronik. Es waren edle Prestige-Objekte für private Wohnzimmer als auch für Hotels, Bars und Lobbys, die oftmals nicht nur Platz für Musikgeräte, sondern zeitgleich auch Stauraum für Platten, Wein und edle Spirituosen boten.

Blütezeit 1930 bis 1970

Das Luxusgut der Unterhaltungselektronik kam Anfang des 19 Jahrhunderts auf den deutschen Markt. Die Vorläufer der Musiktruhe waren rein Plattenspieler orientierte Phonomöbel oder elegante Vitrinen zum Einbau von Radiokomponenten. Ab 1929 entstanden Modelle, die Plattenspieler, Radio und Lautsprecher kombinierten. Sie wurden als kleine Tischgeräte oder als große Standmodelle gebaut .[1]

Die Wirtschaftswunderjahre machten die Musiktruhe zum musikalischen Mittelpunkt vieler Heime. Der damals deutsche Hersteller Grundig lieferte in 124 Länder und wurde das weltweit größte Musikschrank-Werk. Grundig gehörte auch zu den ersten Herstellern, die bei Musiktruhen den Sprung von Mono auf Stereo schafften. 1963 stellte Grundig seine erste Hifi-Stereo-Musiktruhe mit dem Namen „Hifi-Studio-50“ vor. [2]

Schneewittchen-Sarg

Sowohl Grundig als auch Braun überraschten Musiklieber und die Fachwelt mit ihren sehr edlen Hifi-Anlagen. Beide Hersteller zeigten Mitte letzten Jahrhunderts bereits, was passiert, wenn ein Formgestalter bestimmend an die Seite eines Technikers tritt.  Ein legendäres Beispiel dafür ist der Braun Phonosuper SK 4. Eine Radio-Plattenspielerkombination, die 1956 erstmals herauskam und die par excellence Brauns Leitlinien nach klar und funktional gestalteten Produkten entsprach. Die Geräte waren in einem soliden Gehäuse eingelassen, das eine Haube aus Acrylglas hatte. Damit war die Elektronik hübsch verpackt, vor Beschädigung und Staub gut geschützt und zeitgleich waren die Geräte gut einsehbar. Diese neue Bauweise und die verwendeten Materialien schufen einen komplett neuen Typ an Musiktruhe und waren ein Novum im Bereich der Unterhaltungselektronik. Die klare Abdeckung mit Glas brachte der Musiktruhe auch den Namen ‚Schneewittchen-Sarg‘ ein.

Leistung und Ausstattung

Die Konstruktion der Musiktruhe bot Musikliebhabern neben Bedienkomfort und edlem Erscheinungsbild einen weiteren, entscheidenden Vorteil: Eine deutlich gesteigerte Klangqualität. Eine Musiktruhe hat schon aufgrund ihrer Größe ein deutlich höheres Klangvolumen als ein Radio. Damit ermöglichte die damalige Musiktruhe, dass Menschen Musik in einer Qualität hören konnten, die unserem heutigen Hifi-Empfinden Nahe kam.

Kennzeichnend für die hochwertigen Tonmöbel-Modelle waren besonders gute und kräftig tönende Verstärker. Oftmals waren zwei bis acht Lautsprecher integriert. Für die Nutzung in Bars, Hotels und Lobbys kamen Geräte zum Einsatz, die starke Gegentakt-Endstufen hatten und somit auch große Räume klar und sicher akustisch ausfüllen konnten.  Dafür setzten die Hersteller zunächst auf Röhrenbestückte Verstärker, später kamen Transistorgeräte mit zum Teil erheblichen NF-Leistungen hinzu.

Die Lange Musiktruhe

Vor- und neben Grundig und Braun gab es eine Reihe von Herstellern, die Phonomöbel herstellten. Dazu gehörten unter anderem auch AEG, Ahemo, Blaupunkt, Electrola, Lorenz, Nora, Owin, Pantophon, Siemens und Telefunken.

Auch ein Hersteller Namens ‚Johannes Lange‘ findet sich in einschlägigen Verzeichnissen. Zwischen 1929 und 1931 brauchte die Lange GmbH in Plauen im Vogtland unter anderem diese beiden Standgeräte auf den deutschen Markt: 

  • Die Musiktruhe Präsident L44aW für das private Wohnzimmer [3]
  • Das Modell Imperator L45aW für Säle, Hotels und Gaststätten[4]

Beide Modelle basierten auf einem Hochleistungsempfänger mit 3-HF- und Audionstufe und Elektroantrieb für Plattenspieler.

Damit sind beide Namen unserer neuen Marke ‚Alders & Lange‘ kein Novum mehr. Martin Alders hat es geschafft, dass ‚Alders‘ mit zuverlässigen Elektrokomponenten verbunden wird und Heiko Lange hat einen Namensvetter, der im Audiobereich bereits gute Arbeit geleistet hat. Verwandt sind die beiden jedoch nicht.

Die Alders & Lange Musiktruhe

All diese Phonomöbel, die voller Klang- und Formschönheit sind, haben uns inspiriert. Das grundlegende Konzept Hifi und Möbel zusammenzubringen, ist die Lösung unserer Herausforderung. Unser Weg, um fürs Wohnzimmer taugliches High-End zu schaffen. Jetzt, fast ein Jahrhundert später, entwickeln und fertigen wir die zeitgemäße Variante der Luxustruhe: The Modern Record Console. Designed by Alders & Lange und hergestellt in kleiner Stückzahl in Manufakturarbeit in Kempen am Niederrhein.

Bald können wir zeigen, wie gut auch heute noch der Ansatz von Braun und Grundig funktioniert. Wie schön High-End-Audio und echter Musikgenuss sein kann, wenn Form und Technik in vollkommener Harmonie sind.


[1] Geschichte – Tonmöbel | Wumpus Welt der Radios (welt-der-alten-radios.de)

[2] hifimuseum.de – Sie sind im Bereich : 1957 Grundig Musikschränke

[3] Lange Imperator L45aW – Radiomuseum-bocket.de (radiomuseum-bocket.de)

[4] Imperator L45aW Radio Lange GmbH, Johannes; Plauen i. Vogtla (radiomuseum.org)